05.06.2018, von Lambert Brand (Feuerwehr Sögel)

130 Einsatzkräfte aus dem Emsland meistern schwierige Übungen

Rhede/Nordhorn. Mit einem Großaufgebot von 130 Einsatzkräften ist die Kreisfeuerwehrbereitschaft Emsland Nord und die TEL/IuK Gruppe (Technische Einsatzleitung/Information und Kommunikation) mit Helfern des Technischen Hilfswerkes (THW) und Malteser Hilfsdienstes (MHD) zu einem zweitägigen Übungseinsatz nach Nordhorn ausgerückt.

Bilder Lambert Brand (Feuerwehr Sögel)

Auf dem Übungsgelände meisterten sie teils spektakuläre Einsatzszenarien. Schwerpunkte waren die Brandbekämpfung und schwierige technische Hilfeleistungen.

Rhede, gegen 9.30 Uhr, Parkplatz im Gewerbegebiet an der Auffahrt zur A 31: Nacheinander treffen Einsatzfahrzeuge der Feuerwehren, des THW und des MHD aus dem nördlichen Emsland ein. Auch viele junge Feuerwehrmänner sowie Helfer von THW und MHD sind dabei, die erstmalig zu einem derartigen Großeinsatz ausrücken. Ihren Gesichtern ist anzusehen: Sie sind sehr gespannt, was auf sie zukommt.

Kolonne mit 24 Fahrzeugen auf der A 31

Die Zugführer der in vier Züge aufgeteilten Einheiten können dem Bereitschaftsführer Torsten Stindt melden, dass 130 Einsatzkräfte mit 24 Fahrzeugen zur Verfügung stehen. Stindt ist mit der Gesamtstärke sehr zufrieden und informiert seine Führungskräfte kurz über den Einsatzauftrag in Nordhorn – der es in sich hat, wie später vor Ort schnell festgestellt wird.

Aber zunächst muss in Kolonnenfahrt über die A 31 vorschriftsmäßig der Bereitstellungsplatz am Übungsgelände am Boerschüpper Diek in Nordhorn erreicht werden. Auf einer früheren Bundeswehranlage hat das THW der Kreisstadt ein Übungsgelände eingerichtet, auf dem viele Einsatzlagen inszeniert werden können. Mit Unterstützung der TEL/IuK im Einsatzleitwagen (ELW) 2 verteilen Einsatzleiter Stindt und sein Vertreter Norbert Schütte die ersten Aufträge. Alle Vorgänge werden penibel dokumentiert.

Zwei Kampfjets stürzen ab

Das erste Übungsszenario sieht vor, dass zwei Kampfjets, die über dem einem dicht besiedelten Gebiet kollidierten und abstürzten, unter anderem einen Waldbrand verursacht haben. Die örtlichen Kräfte sind seit Längerem im Einsatz und benötigen dringend Unterstützung. Das Feuer droht auf weitere Waldstücke und auf ein mit Munition kontaminiertes Gelände überzugreifen. Prädestiniert für diesen Einsatz sind der erste und zweite Zug, da ihre Ausstattung neben der Brandbekämpfung schwerpunktmäßig den Wassertransport und die Wasserförderung begünstigt. Systematisch greifen die Feuerwehrleute den Flächenbrand an und können ihn abriegeln. Auch die Wasserversorgung kann im Verlauf des Einsatzes sichergestellt werden. Das langwierige Aufrollen der zahlreichen Löschschläuche rundet diesen Einsatz ab.

Stickstoff-Anhänger kippt auf Auto

Eine „kribbelige Aufgabe“ wartet auf den dritten Zug (Technische Hilfe) mit Feuerwehr- und THW-Gruppen. Ein Lkw-Anhänger, der laut angehefteter Gefahrentafel mit Stickstoff beladen ist, ist bei einem Verkehrsunfall auf ein Auto gekippt. Ein Insasse ist eingeklemmt. Der Zugführer hat vieles zu beachten: Welche Gefahren gehen von der Beladung aus, wie kann der Anhänger angehoben werden, um den Menschen zu befreien? Zunächst gibt der Zugführer die Kennnummer an die Technische Einsatzleitung weiter und erfährt, wie er sich zu verhalten hat: Abstand halten, Atemschutz einsetzen und kühlen.

Schnell wird eine Sicherheitszone eingerichtet und nur geschützte Atemschutzgeräteträger vom THW und von der Feuerwehr kommen im Gefahrenumfeld zum Einsatz und kühlen den Transporter. Das Kühlwasser kommt aus einem Teich. Gleichzeitig werden beidseitig Seilwinden in Stellung gebracht: Die eine zieht den Anhänger hoch, die andere hält ihn, damit er sich nicht überschlägt. Mit einem Handseilzug kann schließlich der Pkw weggezogen werden und der Schwerverletzte aus dem Wrack befreit werden. Die Übungsbeobachter sind zufrieden.

Zwei Pkw von Zug erfasst

Kaum ist mittags das vom MHD und dem vierten Zug (Versorgung) zubereitete Lunchpaket verzehrt, werden weiteren Einlagen eingespielt: Zwei Autos sind auf einem Bahnübergang vom Zug erfasst worden. Die eingeklemmten Insassen werden mit der technischen Ausstattung von THW und Feuerwehr schnell gerettet. Schwieriger ist die Aufgabe zu lösen, den entgleisten Waggon wieder in die Schienen zu stellen. Aber auch das gelingt.

Gleichzeitig bricht an anderen Stelle auf dem rustikalen Übungsgelände ein Brand in einem Wohnhaus (Bunker), aus. Unter Atemschutz dringen Feuerwehrleute ein und löschen das Feuer.

An anderer Stelle brennt es in einer Werkstatt mit einer Sammlung gefährliche Gasflaschen. Die Löschmannschaften erkennen die Gefahren, bringen die Behälter ins Freie und kühlen sie ab.

Auto kopfüber in Abwasserschacht

Dann ereilt den vierten Zug die Meldung, dass ein Auto mit Insassen in einen Abwasserschacht gestürzt ist. Der steigende Wasserstand setzt die Übenden unter Druck, die Personen schnell aus der misslichen Lage zu befreien. Mit einem Spine-Board gelingt die Aktion. Dagegen ist die Aufgabe, eine Tonnen schwere Betonplatte, unter der ebenfalls eine Person vermisst wird, anzuheben, ein Kinderspiel für die Hebewerkzeuge des THW.

Und dann noch ein letzter Alarm: Ein Autofahrer hat Gas- und Bremspedal verwechselt und ist mit seinem Wagen auf einer engen Bergstraße die Böschung hinuntergerutscht und im Strauchwerk hängengeblieben. Schweißtreibend für die Retter: Für die schweren Einsatzfahrzeuge gibt es keine Zuwegung, alle Rettungsmittel müssen zu Fuß herangeführt werden.

Torsten Stindt ist zufrieden. Zusammen mit Abschnittsleiter Gerd Köbbe, dessen Vertreter Hans Bernd Ahlers, TEL-Leiter Hermann Hackmann, THW-Einsatzleiter Eric Büter und dem Dezernenten des Landkreises Emsland, Marc-André Burgdorf, hat er sich ein Bild gemacht vom Übungsgeschehen. Bevor der MHD den 130 Einsatzkräften ein Abendessen serviert, dankt Köbbe allen Mitwirkenden für Vorbereitung und Durchführung dieser Übung. Der Tag endet mit einem gemütlichen Kameradschaftsabend. In der Berufsschule sind auf Feldbetten Schlafmöglichkeiten geschaffen worden. Am nächsten Vormittag geht es zurück ins Emsland.


  • Bilder Lambert Brand (Feuerwehr Sögel)

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